[Rezension] Raquel J. Palacio – Wunder

Manchmal möchte man schier an der Welt verzweifeln. Nein, ich glaube nicht an Wunder.
Aber ich glaube an die Kraft dieses Debütromans – ein Jugendroman von Raquel J. Palacio:

August ist zehn Jahre alt und hat noch nie eine Schule besucht.

„Ich heiße übrigens August. Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe. Was immer ihr euch vorstellt – es ist schlimmer (…) Die Leute glauben, ich wäre nie zur Schule gegangen, weil ich so aussehe, aber das ist es nicht. Es liegt an all den Operationen, die ich gehabt habe. Siebenundzwanzig seit meiner Geburt.“

Aufgrund einer Genmutation ist sein Gesicht ein „Schlachtfeld“. Oder wie es der Freund seiner Schwester ausdrückt:

„sie erzählte mir erst bei unserem dritten date von august. ich glaube, sie benutzte den ausdruck „kraniofaciale abnormalität“, um sein gesicht zu beschreiben, vielleicht war es auch „kraniofaciale anomalie“. ich weiß allerdings, dass sie nicht das wort „entstellt“ benutzt hat, denn das hätte mir etwas gesagt.“

Als August klein war, trug er immer einen Astronautenhelm. Und er liebt Halloween – weil er Masken aufsetzen kann und niemandem auffällt. Doch nun wird er eingeschult und muss ohne Astronautenhelm oder Maske in die fünfte Klasse der Beecher Prep gehen.
Sein erstes Schuljahr auf der Middle School wird aus sechs verschiedenen Perspektiven erzählt – aus Augusts Perspektive, der Perspektive seiner Freunde, seiner Schwester Via und ihres Freundes.  Durch diese Perspektivwechsel entgeht der Roman elegant der Gefahr, bloße Betroffenheitsprosa zu sein. Stattdessen wird mit Humor und Wärme erzählt, wie sich die Protagonisten den Irritationen und Konfrontationen des Lebens stellen.

„Es wird immer Mistkerle auf der Welt geben, Augie“, sagte sie und schaute mich an. „ Aber ich glaube ganz sicher (…), dass es mehr gute Menschen auf dieser Welt gibt als böse und die guten Menschen passen aufeinander auf und kümmern sich umeinander.“

Dieses Buch wird nicht die Welt retten – das müssen wir schon selber tun. Doch es lächelt einen an und schenkt kleine Momente voller Hoffnung und Glück. Und ja, da darf es auch mal ein bisschen kitschig werden. Was solls? Es gibt Schlimmeres!

278x425x978-3-446-24175-6_21212513183-29.jpg.pagespeed.ic.nXzOAD4gnP[Raquel J. Palacio – Wunder
Hanser Verlag
384 Seiten, gebunden, 2013, 16,90 €]
Jetzt auch als Taschenbuch!

Ein Gedanke zu “[Rezension] Raquel J. Palacio – Wunder

  1. Danke für die Rezension! Die kleinen Zitate zwischendurch gefallen mir übrigens sehr gut, so erhält man einen kurzen Blick auf den Schreibstil! :-)

    GlG Klara

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