Der Beginn eines neuen Jahres ist immer ein guter Anlass dazu, das alte Jahr zu resümieren. Wie war das Jahr 2015 für die DebütantInnen und ihre Romane? Auf jeden Fall preisreich! Nahezu täglich wird in Deutschland ein Literaturpreis verliehen, meist an einen bereits verdienten und/oder erfolgreichen Autor.* Darunter gibt es jedoch auch einige Preise, die DebütantInnen auszeichnen und dadurch auf die Erstlingsromane aufmerksam machen. Die meisten dieser Preise werden im Zwei-Jahres-Rhythmus verliehen. Die letzte „Massenehrung“ gab es in dem soeben vergangenen Jahr 2015. Da die Breitenwirkung dieser meist nur regional bekannten Preise eingeschränkt ist, möchten wir euch hiermit einen kleinen, chronologisch aufgebauten Überblick über die erfolgreichen DebütantInnen des Jahres 2015 liefern.
Alle zwei Jahre prämiert Literaturwerk zusammen mit dem VS Rheinland-Pfalz und Saarland ein Debüt, wobei sich der Preis nicht nur auf die lange Form beschränkt. So ging der Preis 2015 an Jens Eisel für seinen ein Jahr zuvor erschienen Erzählband „Hafenlichter“. (Unsere Besprechung des Romans findet ihr hier.) In der Begründung der Jury ist zu finden, dass Jens Eisel oftmals nur ein kurzes Streiflicht auf seine Figuren werfe. Die Erzählungen seien jedoch stilistisch gut gesetzt und würden einen Sog bewirken, dem sich die Leser nicht so schnell entziehen könnten. Der Preis wird zu Beginn des Jahres rückwirkend verliehen, was bedeutet, dass für den Preis 2015 Werke aus den Jahren 2013 und 2014 berücksichtigt wurden.
Auch schon fast vor einem Jahr, im März 2015, während der Lit.Cologne, wurde der Silberschweinpreis 2015 ausgetragen, der den Sieger um 2.222,00 € reicher macht. Eingeladene DebütantInnen mussten sich während einer Lesung und in einem persönlichen Gespräch mit der Moderatorin dem Publikum so gut wie möglich präsentieren und es für ihr Buch und ihre eigene Person begeistern. Denn über die Preisvergabe entscheidet bei diesem Preis ausschließlich das Publikum. Diesen Sympathiepreis hat letztes Jahr Franziska Hauser für ihren Roman „Sommerdreieck“ nach Hause mitnehmen dürfen. (Einen Bericht über unseren Besuch findet ihr hier.)
Eins unserer Highlights des vergangenen Jahres war sicherlich die Anwesenheit der Redaktion von „Das Debüt“ beim Franz-Tumler-Literaturpreis, der im Spätsommer 2015 zum fünften Mal im Südtirol ausgetragen wurde. (Hier findet ihr unseren Bericht zu diesem Kulturereignis.) Den Wettbewerb hat Kristina Bilkau gewonnen, die mit ihrem Roman „Die Glücklichen“, einer Geschichte eines Paars, dem das scheinbar selbstverständliche Glück nicht mehr gelingt, überzeugte. (Unsere Rezension zu diesem Roman findet ihr hier.) Den Publikumspreis erhielt Petra Hofmann für ihren Erstling „Nie mehr Frühling“. (Die Rezension ist hier nachzulesen.)
Zu den renommiertesten Preisen gehört sicherlich der zweijährlich ausgelobte und mit 2.500 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis, mit dem Mitte September 2015 Mirna Funk für ihren Debütroman „Winternähe“ ausgezeichnet wurde. Die Jury hat so einen Roman gewürdigt, der „gegen einfache Wahrheiten angeht“. Während der Frankfurter Buchmesse 2015 haben wir die Ehre gehabt, Mirna Funk in einem persönlichen Gespräch zu begegnen. Eine Aufzeichnung des Gesprächs findet ihr hier.
Neben den Preisen, die im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgelobt werden, gibt es einige, die jährlich ausgetragen werden. Einer von ihnen ist der Nicolas-Born-Debütpreis. Diese Auszeichnung ist mit 10.000,00 € dotiert und wurde Ende September, wie die meisten Preise, auf Empfehlung der Jury vergeben. Die Preisträgerin aus dem Jahr 2015 ist Daniela Krien, die jedoch keine „neue“ Debütantin ist, da sie ihren Debütroman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ 2011 veröffentlichte und 2014 bereits ihr zweiten Buch „Muldental“ erschienen ist. Daher ist der Preis wohl eher als ein Preis für „junge“ Autoren und nicht unbedingt Debütanten zu verstehen.
Zwischen dem 09. September und dem 10. Oktober 2015 sind während des Harbour Front Literaturfestivals in Hamburg acht DebütantInnen ins Rennen gegangen. Ausgewählt aus 40 Einsendungen haben im Debütantensalon an vier Abenden folgende AutorInnen aus ihren Erstlingsromanen vorgelesen: Julia Jessen „Alles wird hell“, Kristine Bilkau „Die Glücklichen“, Mirna Funk „Winternähe„, Ursula Ackrill „Zeiden, im Januar„, Stefan Ferdinand Etgeton „Rucksackkometen“, Juan S. Guse „Lärm und Wälder“, Karin Kalisa „Sungs Laden“ und Massum Faryar „Buskashi oder der Teppich meiner Mutter“. Der mit 10.000,00 € dotierte Klaus-Michael Kühne-Preis ging dann an Kristine Bilkau „Die Glücklichen“.
Im Unterschied zu allen anderen Auszeichnungen, vergibt der Hellertauer Debütpreis gleich drei Preise, die entsprechend mit 1.500, 1.000 und 500 Euro dotiert sind. Die Gewinner 2015 wurden aus insgesamt 15 Neuerscheinungen des letzten Jahres gewählt und ebenfalls Ende September nach Pfaffenhofen eingeladen, wo sie sich der Jury und dem Publikum stellten. 2015 ging der erste Preis an Juan S. Guse für sein Debüt „Lärm und Wälder“. Den zweiten Preis erhielt Stefan F. Etgeton für „Rucksackkometen“. Den dritten Preis hat Kat Kaufmann für ihren Roman „Superposition“ erhalten.
Der wohl bekannteste Preis, der jährlich vergeben wird, ist sicherlich der ZDF-aspekte-Preis. Dieser ging am 15. Oktober 2015 an Kat Kaufmann, die mit ihrem Roman „Superposition“ überzeugte. Der Jury zufolge gelinge es der Schriftstellerin in ihrem Roman in großartiger Weise, die großen Fragen unserer Zeit neu zu stellen. Sie habe ein beeindruckendes Debüt geschrieben über die Möglichkeiten viele Leben zu leben, viele Identitäten zu bewahren und das alles nicht verschämt im Hintergrund, sondern stolz und bewusst als Migrationsvordergrund. (Unser Gespräch mit Kat Kaufmann während der Frankfurter Buchmesse findet ihr hier.)
Im Dezember 2015 verlieh das Buddenbrookhaus, in Erinnerung an das erfolgreiche Debüt von Thomas Mann „Buddenbrooks“, seinen Debütpreis, der zweijährlich ausgelobt wird. Im Turnus 2014/2015 lasen in Lübeck sechs DebütantInnen aus ihren Romanen. Eine dreiköpfige Jury votierte dann „für den klassischen Roman, der sich mit Vergangenheitsbewältigung, Schuld und Unschuld befasst“, d.h. für „Blutorangen“ von Verena Boos. In ihrem Roman verarbeitet die Autorin einige dunkle Episoden aus der deutschen und spanischen Geschichte des Zweiten Weltkriegs, die aktuell auch in Spanien ein großes Thema sind. (Hier findet ihr unsere Rezension zu diesem Roman.)
Zudem wird jedes Jahr in Berlin ein Debütantensalon organisiert. Eine Veranstaltung, die einige Debütanten dazu einlädt, in Berlin zu lesen. (Einen Bericht darüber findet ihr hier.) Wer sich zudem für das open-Mike-Festival interessiert, findet einen Bericht z. B. hier oder hier.
Das vergangene Jahr war für die DebütantInnen ein regelrechtes Erntefest, das in solchem Ausmaß erst wieder in zwei Jahren zu erwarten ist. Wir gratulieren allen Preisträgern und wünschen ihnen viel Erfolg bei ihren weiteren Schriftstücken!
Haben wir einen wichtigen Preis nicht erwähnt? Sagt es uns!
*Wollen wir mit der männlichen Form „Autor“ sagen, dass der durchschnittliche Preisträger weiß, männlich und über 60 ist? Nein – auch wenn dieser Verdacht nahe liegt. Die Form „Autor“ benutzen wir ausschließlich einfachheitshalber und meinen damit auch eine Autorin.
Liebe Redaktion, für den Döblin-Preis kommen Debütanten gerade nicht in Frage: Man muss „mindestens eine eigenständige Publikation vorweisen“ können, um sich zu bewerben.
s.: http://www.adk.de/de/akademie/preise-stiftungen/Doeblin_Preis.htm
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Liebe(r) U.,
vielen Dank für den Hinweis!
Wer also bereits etwas publiziert hat und davon träumt, ein weiteres Werk zu veröffentlichen, dann ist der Döblin-Preis die richtige Adresse!
LG, B.
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