Seit Wochen lesen wir fleißig die eingereichten Titel für „Das Debüt 2016″. Bis Anfang November werden wir aus diesen Titeln eine Shortlist erstellen, und aus dieser Shortlist werden dann die teilnehmenden Juryblogger „Das Debüt 2016“ wählen. Bislang besteht die Jury aus 19 Literaturbloggern, die wir nun vorstellen möchten.
Wenn du Literaturblogger bist und bei „Das Debüt 2016“ als Juryblogger mitmachen möchtest, kannst du dich noch bis zum 01. Oktober bei uns anmelden (bloggerpreis@dasdebuet.de).
Hier der zweite Teil unserer Juryvorstellung:
Samuel Hamen von Literatur denken, Janine Rumrich von kapri-ziös, Ruth Justen von Ruth liest und Anyah Fredriksson von Angis Bücherkiste
Samuel Hamen von Literatur denken
1) Kleine Vorstellung von euch und eurem Blog
ltrtr.de betreue ich seit knapp einem Jahr. Ich schreibe dort Kritiken und Kommentare zur neuesten Gegenwartsliteratur: klassische Rezensionen und immer mal wieder essayartige Texte. Gelegentlich stelle ich auch Gespräche mit AutorInnen hoch. Das ltrtr-Projekt ist gewissermaßen selbstgenügsam. Ich freue mich natürlich über LeserInnen und Rückmeldungen, aber zuallererst habe ich einfach große Lust, die neueste Literatur zu kommentieren und den Büchern meine Bloggerei sozusagen als Begleitschutz oder als Schlägertrupp zur Seite zu stellen.
2) Ein guter Debütroman …
will im Ohr hängen, im Auge kleben, im Hirn stecken bleiben.
3) Debütanten genießen bei mir (keinen) Welpenschutz, weil …
sie sich wie alle AutorInnen mit lange und mühsam gehegten Texten in die literarische Öffentlichkeit hinauswagen. Teilweise sind sie aufgrund ihrer Ausbildung und den Vermarktungsseminaren in Hildesheim, Leipzig, Biel & Co. sogar besser dafür gerüstet, die Tücken des Betriebs zu erkennen und zu meiden bzw. zu nutzen.
4) Beim Lesen von Debütromanen reizt mich …
das Wagnis, das der Neuling bestenfalls eingeht. Seine/Ihre Drastik und Dreistigkeit den VorgängerInnen gegenüber, welche – und das sollte die Denklogik eines jeden Debüts sein – natürlich alles durch ihre falsche und lahme und bräsige Literatur zugrunde gerichtet haben. Und es ist am Debüt, alles wieder ins Recht der neuesten Literatur zu setzen.
5) Vom Debüt 2016 wünsche ich mir …
den Mut, Sprachartistik nicht als geschwurbelten Eskapismus zu denken und deswegen als mangelhaft und realitätsfern zu verwerfen. Stattdessen: das Erzählte aus seiner inneren ästhetischen Logik heraus entwickeln und nicht dem gerade modischen Fehler aufsitzen, Literatur habe ausschließlich hübsch und harmlos geschriebene Reaktion auf unsere Zeitumstände zu sein. Mehr Sprachkühnheit, weniger Realitätscontainer.
6) Der beste (oder überraschendste / enttäuschendste etc.) Debütroman der letzten Jahre ist für mich…
Der bescheuertste Debütroman der letzten Jahre ist für mich „Lärm und Wälder“ (Rezension) von Juan S. Guse … weil der Roman sich nur darüber zu legitimieren weiß, den „panic button“ der aufgescheuchten westlichen Gesellschaften zu drücken und ihnen ein fahles Angstszenario als literarische Entwurfsleistung zu verkaufen. Das ist sehr billig – und leider gerade sehr erfolgreich.
Janine Rumrich von kapri-ziös
1) Kleine Vorstellung von euch und eurem Blog
Mein Name ist Janine, ich bin 26 Jahre alt und studiere an der Universität in Chemnitz Kundenbeziehungsmanagement im Master. Bevor ich mit dem Studium in Chemnitz begonnen habe, habe ich etliche Jahre im Buchhandel gearbeitet, unter anderem auch bei der Buchhandelskette Thalia. Seit 2013 ist mein Blog Kapri-zioes.de ein reiner Literaturblog. Ich blogge über Gegenwartsliteratur und Literatur aus dem 20. Jahrhundert. Du kannst bei mir sowohl etwas über Romane lesen als auch über Sachbücher.
2) Ein guter Debütroman…
… ist ein Roman, der mich überrascht und begeistert. Er muss mich umhauen, dann verliebe ich mich auch in die neue Stimme im Literaturmarkt.
3) Debütanten genießen bei mir (keinen) Welpenschutz, weil… [Gibt es Schnitzer, die ihr Debütanten durchgehen lasst, etablierten Autoren aber nicht? Welche sind das? Oder macht ihr keinen Unterschied?]
Ich lege für Debütromane keine anderen Maßstäbe an als für Romane von bereits etablierten und bekannten Autoren. Es wäre falsch Rücksicht zu nehmen nur, weil jemand zum ersten Mal ein Buch veröffentlicht. In der Literatur gilt für mich immer noch Originalität als höchstes Kriterium.
4) Beim Lesen von Debütromanen reizt mich…
… die Möglichkeit eine neue Lieblingsautorin oder einen Lieblingsautoren zu entdecken. Beim Lesen von Debüts kann so viel passieren! Selten wechselt ein Autor von einem Buch zum nächsten seinen Stil. Die Stimme des Autors bleibt über die Bücher, die er verfasst also relativ konstant. Bisher wurde ich selten so richtig überrascht von einem Buch, dass von einem Autor stammt, von dem ich schon einmal ein Buch gelesen habe.
5) Vom Debüt 2016 wünsche ich mir…
… , dass ich durch diesen Bloggerpreis neue spannende Bücher und Autoren kennenlerne. Ich möchte bitte überrascht werden!
6) Der beste (oder überraschendste / enttäuschendste etc.) Debütroman der letzten Jahre ist für mich…
Von den Debüts, die ich dieses Jahr gelesen habe, hat mir „Das Unglück anderer Leute“ von Nele Pollatschek am meisten Spaß gemacht. Ich habe den Humor von Pollatschek sehr geschätzt und ihre Idee, einen so skurrilen Familienroman zu schreiben!
(Das Buch habe ich auch schon auf meinem Blog rezensiert. http://kapri-zioes.de/2470/das-unglueck-anderer-leute-der-debuetroman-von-nele-pollatschek/ )
Ruth Justen von Ruth liest
1) Kleine Vorstellung von euch und eurem Blog
Solange ich denken kann, lese ich – oder denke ich, weil ich lese? Seit 2012 denke ich auf meinem Literaturblog Ruth liest öffentlich über Literatur nach. Auf dem Blog stelle ich ausgewählte und unterm Strich empfehlenswerte Lektüre als Lesetipp vor. Der Stoff für Bücherträume geht mir dank der vielen Literaturblogger nie aus. Mit ihnen kann ich Einschätzungen der vieldiskutierten Werke austauschen oder erhalte Hinweise auf noch zu bergende literarische Schätze. Dieser Austausch mit anderen Bloggern ist für mich inzwischen unverzichtbar. Tipps zu Manga oder Comics bekomme ich zusätzlich frei Haus von meinen Söhnen (19 und 17) geliefert. Seit 2011 bin ich als freie Journalistin in Leipzig tätig.
2) Ein guter Debütroman…
Ein guter Roman, ob Debüt oder nicht, muss mich sprachlich und thematisch überzeugen.
3) Debütanten genießen bei mir (keinen) Welpenschutz, weil… [Gibt es Schnitzer, die ihr Debütanten durchgehen lasst, etablierten Autoren aber nicht? Welche sind das? Oder macht ihr keinen Unterschied?]
Einen Welpenschutz gibt es nicht, aber viel Wertschätzung. Gute Bücher und ihre Macher sollten generell mehr Aufmerksamkeit erlangen, damit sie Leser und Käufer finden. Debütanten haben es naturgemäß schwerer als bekannte Autoren, diese Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb versuche ich viele Debüts zu lesen, empfehle aber auch hier nur Titel, die ich weitgehend gelungen finde.
4) Beim Lesen von Debütromanen reizt mich…
Von Debütromanen erhoffe ich mir überraschende Blickwinkel, neue Themen und ein gekonntes Spielen mit der Sprache.
5) Vom Debüt 2016 wünsche ich mir…
Hoffentlich wird in den Medien und Sozialen Medien viel über das schlussendlich preisgekrönte Werk berichtet, damit das Buch viele, viele Leser findet und dieser Erfolg anderen Autoren und Verlagen Mut macht.
6) Der beste (oder überraschendste / enttäuschendste etc.) Debütroman der letzten Jahre ist für mich…
Das beste Debüt möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, denn das werde ich für den Preis 2016 vorschlagen. Überrascht und zwar positiv hat mich das Debüt von Rasha Khayat „Weil wir längst woanders sind“ (Rezension) über eine deutsch-saudische Familie. Hier konnte ich zahlreiche neue Einsichten gewinnen. Nicht uninteressant, aber dennoch enttäuschend war das Debüt von Ronja von Rönne „Wir kommen“, dass sich zu sehr und gleichzeitig zu oberflächlich in der eigenen Blasen bewegte.

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