In seinem Debütroman „Vom Land“ (Zsolnay Verlag) entwirft Dominik Barta vor dem Hintergrund einer österreichischen Drei-Generationen-Familie, wobei jede der dargestellten Generationen für eine bestimmte Entwicklungsphase der Gesellschaft steht, eine Debatte über den gesellschaftlichen Wertewandel der letzten Jahr(zehnt)e.
Die Handlung setzt mit einer unerklärlichen Krankheit Theresas ein, einer Bäuerin und bereits Großmutter, die eines Tages aufhört, zu essen und zu sprechen. Die erwachsenen Kinder zeigen wenig Verständnis für die Apathie der bisher immer sehr aktiven Mutter. Nur Erwin, der Ehemann, versucht der Krankheit auf den (medizinischen) Grund zu gehen. Nach einigen wenigen Tagen kündigt Theresa an, eine Auszeit nehmen zu wollen, und fährt eins der Kinder besuchen. Hinzu kommen bald ihre Tochter und ihre Schwiegertochter, die sich momentan ebenfalls in einer schwierigen Situation befinden. Die Männer bleiben alleine zu Hause und sind gezwungen, ihren Alltag und die angestauten oder z. T. selbstverschuldeten Probleme unter- und/oder miteinander zu lösen. In dieser Zeit befreundet sich Daniel – Theresas einziges Enkelkind – mit einem Flüchtlingsjungen namens Toti, der sich in einem Baumhaus im Wald versteckt. Wie schaffen es die Figuren, ihre divergierenden politischen Ansichten, ihre Eheprobleme und ihre Lebenskrisen zu überwinden?
Die chronologisch erzählte Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers und eines Ich-Erzählers, der die Ereignisse einem „Du“ referiert, wiedergegeben. Wer dieser Erzähler genau ist, wird den LeserInnen erst am Ende klar. Die Erzählstimmen konzentrieren sich dabei auf die Ereignisse, ohne die Psychologie der Figuren zu analysieren. So werden hier und da einige befestige Vorstellungen ins Wanken gebracht werden und die LeserInnen zu stummen Beobachtern der drohenden Katastrophe.
In diesem relativ schmalen Buch werden viele große Themen angesprochen. Der Zusammenhalt der Familie, das Anrecht auf Glück, die weibliche Emanzipation, sexuelle Freiheit, Vorurteile gegenüber dem Islam und den Zugewanderten, der Stellenwert der Kirche und der Religion in der modernen Gesellschaft, Geldverteilung in der Gesellschaft sind nur einige der gesellschaftlichen Diskurse, die der Roman allerdings zum Großteil mithilfe der Schwarz-Weiß-Malerei thematisiert.