[Das Debüt 2021] Buchvorstellung: Mischa Mangel „Ein Spalt Luft“

Mit zwei Jahren wurde der Protagonist seiner Mutter weggenommen und wuchs anschließend bei seinem Vater und dessen neuer Familie auf. Nun – als erwachsener Mann – versucht er, diese Lücke in seiner Biografie zu rekonstruieren, und findet dabei Einiges über die Krankheitsgeschichte seiner Mutter heraus.

„SIE SIND IN EINER KABINE, IN DER TEUFELSKABINE
xxxx Aus der Partnerschaft von Frau xxx und Herrn xxx ging das am xxx geborene Kind xxx hervor. Das Kind wurde nach der Geburt von beiden Eltern gemeinsam betreut. Im August xxx trennten sich die Eltern. Der Kindesvater konnte nur sporadische Kontakte zu seinem Sohn halten, die zeitweise ganz unterbrochen wurden. Eine nach der Geburt offenkundige Psychose der Mutter trat in Schüben sowohl ab März xxx als auch Anfang xxx auf. Frau xxx brach verschiedene psychiatrische Behandlungen ab, nahm xxx aus der Kindertagesstätte und zog sich von der Außenwelt zurück.“

Klappentext:

„Kurz nachdem er geboren wurde, leidet seine Mutter zum ersten Mal an einer Psychose. Sie zieht sich mit dem Kleinkind immer mehr von der Außenwelt zurück, kappt alle Kontakte zu Freunden und Familie, verlässt die Zweizimmerwohnung nur noch selten. Währenddessen kämpft sein Vater für das alleinige Sorgerecht. Als der Sohn schließlich in dessen neue Familie aufgenommen wird, bricht der Kontakt zur Mutter ab. Fast zwanzig Jahre später ist er deshalb auf die Zeugnisse anderer angewiesen – Gerichtsakten, Tonbandaufnahmen, Erzählungen und Erinnerungen der Familie –, um doch noch zu erfahren, was damals geschehen ist. Er malt sich aus, wie diese Zeit gewesen sein könnte, und wird dabei von einer surrealen, albtraumhaften Welt eingeholt.

In Ein Spalt Luft erzählt Mischa Mangel einfühlsam vom Leben eines jungen Mannes, der seine eigene Geschichte sowie die seiner Familie umkreist. Dabei montiert er verschiedene Stimmen: die bürokratische Sprache psychologischer Gutachten und Studien, Märchen, Träume, psychotische Tiraden, erzählerische und poetische Sequenzen – eine kunstvolle Collage, ein vielstimmiges literarisches Debüt.Quelle

In „Ein Spalt Luft“ spürt der Leser einer Suche nach der Wahrheit über die ersten zwei Lebensjahre des Protagonisten nach und wie dieser muss auch der Leser das Leben des Kindes und seiner psychotischen Mutter aus zahlreichen, kleinen Puzzleteilen zusammenfügen, die wie eine Mosaik erst richtig sortiert und geordnet, eine zusammenhängende Geschichte erzeugen. So steht im Zentrum des Romans nicht nur eine collagenartig aufgebaute Biografieforschung, sondern gleichermaßen die Frage danach, wie sich im Leseprozess aus vielen verschiedenen Informationen ein kohärentes Ganzes ergibt. Die zahlreichen Sprünge zwischen verschiedenen Textsorten und Zeitebenen machen es dem Leser zwar nicht immer einfach. Doch eben u.a. auch dadurch zeichnet den Text eine gewisse Dynamik aus, die der rasche Wechsel zwischen ruhigeren und schnell erzählten Textpassagen entstehen lässt.

Am 03. Mai 2021 haben wir in unserer Instagram-Reihe #debuettalk mit dem Autor gesprochen. Was wir alles erfahren haben, ist noch bis zum 31.05.2021 hier nachzusehen:

Bozena Badura im Gespräch mit Mischa Mangel • 3. Mai 2021 um 18:00 Uhr

Leseprobe


Mischa Mangel, geboren 1986, lebt in Berlin und hat Kreatives Schreiben & Kulturjournalismus in Hildesheim studiert, außerdem dort und in Marseille Kulturvermittlung/Médiation Culturelle de l’Art. Er war Finalist des Literaturpreises Prenzlauer Berg 2015. Ein Spalt Luft ist sein Debütroman.

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