Die Generation Y, die Digital Natives oder die sog. Millennials sind Bezeichnungen, die bereits seit vielen Jahren in unserem Sprachgebrauch existieren. Doch viele kennen diese mittlerweile nicht mehr so junge Generation, die sich die meiste Zeit hinter den Bildschirmen ihrer mobilen Endgeräte versteckt, kaum. Nun wagt Clemens Bruno Gatzmaga in seinem Debütroman „Jacob träumt nicht mehr“ (Karl-Rauch-Verlag) einen ironisch gefärbten Einblick in das Leben dieser Wesen. Die Darstellung trifft die meisten Vorstellungen über diese Generation auf den Punkt genau und führt sehr deutlich die Tücken und Gefahren des „neuen“ Lifestyles und der New Work vor die Augen.

„Es ist drückend schwül, ein fetter Sumpfgrashüpfer springt mir zum dritten Mal gegen die Brust und auf dem knorrigen Ast über mir sitzt ein Rabe und macht sich über das Wenige lustig, was ich bisher über das Leben zu wissen gemeint habe.“
Klappentext:
Jacob funktioniert. In der Agentur steht der nächste Pitch an, Brainstorming folgt auf Brainstorming, der doppelte Espresso ist stets zur Hand. Bronchitis? Eine Frage des Zeitmanagements. Die von seinem Team und ihm entwickelte künstliche Intelligenz Kay soll den Auftrag einer Großbank sichern, der weitere Aufstieg auf der Karriereleiter winkt. Keine Zeit für Träume. Am Tag der Präsentation verläuft er sich, findet sich in einem Wald wieder und wacht schließlich im Krankenhaus auf. Was ist geschehen? Was ist Realität und was Fantasie? Jakob beschließt, sich auf die Suche nach den verlorenen Träumen zu begeben. Clemens Bruno Gatzmaga erzählt punktgenau von den Absurditäten im Leben und Arbeiten junger Erwachsener. So wurde noch nie über die New Work-Generation geschrieben! Quelle: Karl-Rauch-Verlag
Jacob – der Ich-Erzähler des Romans – würde als typischer Vertreter der Generation Y wohl sein eigenes Leben für die Firma opfern. Denn die Agentur ist für ihn mehr als nur sein Arbeitsplatz. Die flachen Hierarchien, wo sogar der CEO geduzt wird, und der hauseigene Achtsamkeitslehrer, dessen Aufgaben der positiven Beeinflussung der Mitarbeiter sich eigentlich auf deren Leistungssteigerung beschränken, gaukeln einem vor, die Firma sei wie die eigene Familie. Und die Familie lässt man nicht im Stich. Daher arbeitet Jacob als der Manageranwärter sogar bis zu 70 Stunden pro Woche, verzichtet auf Urlaub mit seiner Freundin Stella und geht sogar krank zur Arbeit. Doch als er erfährt, dass der Pitch, für den er alles opferte, was er nur konnte, bereits im Vorfeld entschieden war, bricht er zusammen und landet im Krankenhaus. Es ist ein Weckruf. Ein Moment des Aufwachens. Nun ahnt er vielleicht die Sinnlosigkeit seiner Aufopferung und erfährt die Austauschbarkeit seiner Person. Denn „einen Nachfolger für meine [Jacobs] Position fand Nitrogold indes ohne Probleme, weil es agenturintern in der Kohorte angehender Führungskräfte, die seit einem Jahr vom Achtsamkeitslehrer auf eine mögliche Beförderung vorbereitet wurde, einen natürlichen Anwärter gab: meinen Projektmanager.“ So rollt die Maschinerie weiter und ausfallende Rädchen werden reibungslos ersetzt.
Zwar mag einem die Handlung zuweilen etwas banal vorkommen, und die magischen Elemente, die durch Jacobs Tagträume den Weg in den Roman finden, nicht jedermanns Geschmack sein, doch unter der scheinbar einfachen Geschichte lauern große Fragen: Welche Werte und Vorstellungen gegenüber sich selbst und der heutigen Welt hegt die jüngere Generation? Darf ein Unternehmen den Mitarbeitern gegenüber ausbeuterisch verfahren? Inwieweit baut diese Generation ihre Identität abhängig von der eigenen Position in der Firma auf und was bleibt ihr vom Leben, wenn der Job ausbleibt? Fragen, die man schon längst in einem gesellschaftlichen Diskurs hätte ausarbeiten sollen…
Bozena Badura im Gespräch mit Clemens Bruno Gatzmaga. HIER
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CLEMENS BRUNO GATZMAGA
Clemens Bruno Gatzmaga ist in Düsseldorf geboren und lebt seit 2010 in Wien. Er arbeitete als Digitalexperte, Texter und Journalist und ist Mitgründer eines Ausstellungsbüros.