[Rückblende] Jan Koneffke – Bergers Fall // 1991

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Jan Koneffke // 2014

Mein Debütroman war kein Debüt. Ich hatte 1988 bereits eine lange Erzählung veröffentlicht, die den doppeldeutigen Titel trug: Vor der Premiere. Doppeldeutig deshalb, weil eigentlich ein Gedichtbuch von mir erwartet wurde, nachdem ich beim Leonce-und-Lena-Wettbewerb ein Jahr zuvor den Hauptpreis erhalten hatte. Der Preis wiederum hatte zur Folge, dass eine Reihe meiner Gedichte in der FAZ erschienen war und mir gleichzeitig mehrere Verlage einen Vertrag anboten. Als sich jedoch absehen ließ, dass ich das Gedichtmanuskript nicht rechtzeitig würde abgeben können, fragte mich der Verleger, Klaus Schöffling (damals Frankfurter Verlagsanstalt, heute Schöffling & Co.), dem ich das „Ja“-Wort gegeben hatte, ob ich nicht auch eine Prosa hätte, die wir vorziehen könnten. Weiterlesen

[Unterwegs] Debütantensalon im TAK, Berlin

Gestern abend hatte ich in Berlin erneut die Möglichkeit, Debütanten dieses Jahres lesen zu © Laura Phören. Im Zuge des Lese-Marathons Berlin-Brandenburg „Stadt Land Buch“, der vom 16. – 23.11.2014 stattfindet, gaben sich vier Debütantinnen die Ehre: Sabine Kray, Christine Koschmieder, Verena Güntner und Alexandra Friedmann.© Laura P

Präsentiert und moderiert von RadioEins-Moderator Knut Elstermann lasen die Autorinnen knappe zwei Stunden aus ihren Romanen. Dennoch blieb zwischendurch noch genug Zeit für interessante Gespräche zwischen Moderator und Debütantinnen, was mir neulich beim Debütantenball bei Uslar + Rai ein bißchen gefehlt hatte.

Auch im Debütantensalon, der übrigens regelmäßig im TAK stattfindet, konnte ich wieder zahlreiche Inspirationen zu den „vielversprechendsten Romandebüts der Saison“ mitnehmen. So unterschiedlich die Debütromane der Autorinnen sind, sie machten mich allesamt neugierig. Weiterlesen

[Rezension] Fee Kathrin Kanzler – Die Schüchternheit der Pflaume

„Meine Geschichte, denke ich, spielt in einem Land, wo Dämmerungen genauso lang wie Tag und Nacht dauern. Der Himmel dieser Geschichte ist rosa und ihr Horizont schwarz. Nach Zwielicht riecht sie, nach dem Moos auf Stadtdächern, nach Mandelseife und ein wenig nach Benzin. Nach den Stahlsaiten meiner Gitarren und nach Männerhemd. Was sie zusammenhält, ist letztlich nur ein Fädchen, das durch die Hände einer numinosen Spinnerin läuft. Wahrscheinlich hat sie blaue Finger wie ich, Sudelpfoten, und schmiert meinen Faden schon beim Spinnen voll. Die Götter sitzen in der Tinte.“

© Laura PDie namenlose Erzählerin tanzt sich durch ihr Leben, das voller kleiner Entdeckungen steckt, schläft mit Männern, deren Eigenarten sie geistig in ihren Erinnerungen versammelt, trinkt Tee und lauscht dem, was die Götter ihr einflüstern. Mit glänzenden Augen liest man ihr dabei zu, schüttelt den Kopf angesichts soviel Leicht(sinn)igkeit und will doch mehr davon. Mehr von den wunderschönen Wortbildern, die Fee Kathrin Kanzler aufs Papier gezaubert hat.

Es passiert nicht viel auf den 318 Seiten, man ist einfach beim Lesen mit der Erzählerin lebendig. Wer sich beim Lesen jedoch eine geschickt konstruierte, handlungsreiche, mit verschiedenen, sich entwickelnden Charakteren eingefädelte Geschichte wünscht, der ist hier im falschen Zimmer. Goldglanzrichtig ist jeder, der Sprache vergöttert und wer nach Leichtigkeit, Lebendigkeit und liebenswürdigen Lebewesen sucht. Weiterlesen