Der Verlag Klaus Wagenbach ist eine feste Instanz in der Verlagslandschaft und kann auf eine bewegte und vor allem beeindruckende Verlagsgeschichte zurückblicken. 1964 wurde er von Klaus Wagenbach gegründet und seit 2002 von Susanne Schüssler fortgeführt. Das Programm ist umfangreich, es erscheinen Werke aus den Bereichen Literatur, Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte sowie Politik. Gerade literarisch erscheinen hier neue Stimmen, deren Texte angenehm aus der Masse herausstechen. Das Motto „Der unabhängige Verlag für wilde Leser“ spricht für sich, der Verlag Klaus Wagenbach macht Bücher aus Überzeugung und Leidenschaft, die auch dazu herausfordern, sich als Leser neu zu entdecken.
Interview mit Annette Wassermann:
Wie viele Debüts haben Sie bisher veröffentlicht?
Seit 2012 erscheint wieder deutschsprachige Belletristik bei Wagenbach. Eva Romans „Siebenbrunn“ war 2014 der erste Debütroman.
Bachmannpreis, Open-Mike – mitunter fällt es schwer, bei all diesen Veranstaltungen den Überblick zu behalten. Wie nehmen Sie sie wahr und nutzen Sie sie zur Autorensuche?
Mitunter war ich beim Open-Mike, sehr gern auch in Klagenfurt. Allerdings eher zu Informationszwecken denn zur Autorensuche.
Wie kommen Sie an Ihre Debütautoren und was reizt Sie am Geschäft mit ihnen?
Die Autoren kommen auf allen möglichen Wegen. Vor allem mit der Post. „Unverlangt eingesandt“… Mitunter über Empfehlungen, sehr selten über Agenten. Mich reizt es sehr, in ihren Manuskripten neue Themen und Töne zu entdecken. Ziel ist es aber nicht, immer neue Debütanten zu finden, sondern auch das weitere Werk der Autor*innen verlegerisch zu begleiten.
Die Werbetrommel rühren – Ist es schwer, Debütautoren auf dem Markt zu positionieren und auf sie aufmerksam zu machen? Gibt es einen Unterschied in der Arbeit mit etablierten Autoren und Debütanten?
Zum Glück ist die Aufmerksamkeit für unser Programm sehr groß und die Debüts, die hier erscheinen werden immer wahrgenommen, viele Rezensionen, viele Lesungsanfragen. Sowohl der Handel als auch die Presse reagieren bislang sehr prompt. Debütanten sind naturgemäß weniger erfahren und anspruchsvoll, sehr dankbar für ein strenges Lektorat und schnell zuhause bei Wagenbach.
Gibt es noch Debütautoren, die ohne Schreibinstitut und Veröffentlichungen in Anthologien ihren Weg gehen?
Ja.
Waren Ihre Debütautoren an Schreibschulen?
Vielleicht ein Drittel.
Eintagsfliege oder literarischer Werdegang – wieviele Debütautoren schaffen es bis zum zweiten Roman? Bleiben sie im Verlag oder wechseln sie?
Unbedingt: literarischer Werdegang. Zwar sind es noch nicht unendlich viele, die meisten schreiben noch…, aber unsere Debütanten kommen bisher alle mit dem nächsten Buch wieder zu uns.
Gibt es typische Themen, die Ihnen in Erstlingswerken / Manuskripten im Verlagsalltag auffallen?
Typisch für Debüts ist zweifellos der Hang zur Literarisierung des eigenen Lebens und Erfahrungsraums. Aber diese Art von Romanen interessiert mich gar nicht.
Die Literatur von morgen – was wünschen Sie sich von den Debütautoren und ihrer Literatur?
Mut. Für eigenen Themen. Eine eigene Sprache. Stilistische und dramaturgische Experimente.
Hinterlasse einen Kommentar