Das Debüt

Bevor auch wir uns für die Feiertage zurückziehen, möchten wir noch mit unserer Reihe der Kurzinterviews weitermachen. Nach Julia Weber und Klaus Cäsar Zehrer folgt nun das Interview mit Jovana Reisinger, die mit ihrem Debütroman Still halten auf unserer Shortlist zum besten Debütroman des Jahres steht.

Jovana Reisinger wurde 1989 in München geboren und ist in Österreich aufgewachsen. Sie drehte diverse Kurzfilme, die in Ausstellungen gezeigt und ausgezeichnet wurden, sowie Musikvideos für die Bands Pollyester und Das weiße Pferd. 2016 veröffentlichte sie in der Reihe »100for10« das multimediale Konzeptbuch Donna Euro is poisoned by rich men in need, zu dem sie 45 Videos produzierte. Für den Kurzfilm pretty boys don’t die bekam sie den ZONTA-Preis der Festspielleitung der Oberhausener Kurzfilmtage.

 

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Wie lange hast du an dem Roman gearbeitet?

Insgesamt dauerte es 5 Jahre. Von der ersten rohen Fassung bis zur gedruckten Buchform.

Wie schwierig gestaltete sich die Verlagssuche?

Ich hatte großes Glück. Der Verbrecher Verlag war damals schon einer meiner Lieblingsverlage, ich besuchte Jörg Sundermeier auf dem Markt der unabhängigen Verlage im Dezember 2012 in München, sprach ihn an, gab ihm meine Rohfassung, ein paar Monate später fand ich mich in seinem Büro in Berlin und es ging los.

Was war es für ein Gefühl, dein fertiges Buch in Händen zu halten?

Zu Anfang umkreiste ich die Kiste mit den Belegexemplaren als könnte ich ihr nicht trauen. Ich kam an dem Tag aus Chicago zurück, wo ich gerade einen Monat verbrachte, als ich zwei Tage später das erste Mal mein Buch auspackte, passierte erst einmal gar nichts. Ich freute mich über die wunderschöne Coverfarbe und las vereinzelt ein paar Stellen, fand es schön. Ein paar Tage später traf es mich wie ein Schlag: ich stand in einer Buchhandlung und da lag es. Da fing die Freude an.

Warum schreibst du wie du schreibst?

Ich habe meine Sprache in „Still Halten“ einem der Themen angepasst. Dem Wahnsinn. Falls du die ändernden Erzählformen meinst. Ansonsten hatte ich große Freude daran, diesen Stil zu entwickeln und durchzuhalten.

Wie kann man sich deinen Schreibprozess vorstellen?

Für die finale Fassung sorgte ich dafür, dass ich monatelang nichts anderes zu tun haben würde. Und schrieb jeden Tag – manchmal exzessiv 12 Stunden, meistens weniger.

Gibt es Autoren oder Bücher, die dich und dein Schreiben beeinflusst haben?

Ein Buch das ich liebe ist: Gisela Elsner – Heilig Blut; Danach war ich blockiert und dachte für einen Moment, das ist Alles. Jetzt brauch ich auch nichts mehr schreiben.

Ist ein weiteres Buch geplant?

Ja! Ich freue mich sehr darauf. Dauert aber noch, gerade drehe ich einige Filme.

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Vorstellung in Büchern:

Nenne ein wichtiges Buch…

Lion Feuchtwanger – Erfolg

… aus deiner Kindheit 

die Mumins – Jeder, mit welchem Fehler auch immer, hat einen Platz im Mumintal. Ob es mal zu viel Alkohol, mal zu viel Glamour ist – es wird sich nicht darüber lustig gemacht, ist nicht ironisch. Ironie finde ich sowieso oft sehr deppert.

… aus deiner Jugend 

Harry Potter – hat mich in einem Bann gezogen, ich konnte die Bücher nicht mehr aus der Hand legen und wollte dann dringend Hexe werden.

… aus deiner aktuellen Lebensphase 

Boys don’t cry – Jack Urwin, aus der Recherche zur Sicht auf weibliche Sexualität (Vulva oder Vergewaltigung von Mithu M. Sanyal) beschäftige ich mich jetzt mit Männlichkeit.

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Still halten (Verbrecher Verlag)

Hardcover // 200 Seiten // 19 € // 9783957322739